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ÜBER MICH

 

Großmütter

Ich bin in Protassowo geboren, das liegt in Süd-Sibirien. In meiner Familie haben die Frauen ständig genäht, das war so normal wie Bettenmachen oder Kochen. Besonders für meine russischen Großmütter. Meine Schneiderlehre löste in meiner Familie Verwunderung aus. Nähen, braucht man dafür eine Ausbildung? 

Wenn schon, denn schon. Wenn schon etwas überhaupt getan wird, dann soll es gründlich und ordentlich getan werden. Das war die Devise meiner Urgroßmutter.

In der Grundschulzeit ist mein erstes selbstgemachtes Kleidungsstück aus Stoffresten entstanden. Ein Wickelrock. Während andere zu Flüssigkleber griffen, wollte ich echte Nähte - und fragte Oma.

Popkultur und Haute Couture

Andere haben Musik gehört, ich habe Musik gesehen. Auf VIVA und MTV. Die Musik selbst spielte eine Nebenrolle. 

Die Videoclips waren zum Teil hollywoodreif. Die Musiker:innen inszenierten sich, hatten ihren ganz eigenen Look, ihr Outfit, ihr Styling. Das Visuelle hat mich angezogen und die unverkennbaren Ausdrucksformen, nicht nur auf Musikkanälen, auch in Kinofilmen und bei exzentrischen Modedesignern wie Alexander McQueen mit seinen wilden, künstlerisch choreografierten Modeschauen.  

Mode, Styling, Kunst, Kostüme … ich habe mir Modezeitschriften gekauft und mich in Kleidung verliebt, die ich mir nie hätte leisten können. Mode zum Selbernähen, das wollte ich. Das Burda-Magazin hat mir die ersten Schnittmuster geliefert. Doch mit meinen mittlerweile 1,88 m war ich zu groß für die Vorlagen in den gängigen Durchschnittsgrößen. 

Bewusstsein und Wertschätzung

Da ich kaum zu übersehen war, wollte ich gut angezogen sein und mich gleichzeitig in meinen Kleidern wohlfühlen. Schon mit achtzehn habe ich mir alles genäht, was ich haben wollte.

Silhouetten, Linienführungen, Details. Immer habe ich einen Stift dabei. Damit ich jede Idee, die unerwartet kommt, skizzieren kann. 

Die Bedeutung von Kleidung ging mir immer mehr auf - als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und als Haltung. Jeder Mensch offenbart, zeigt, teilt etwas von sich mit durch seine Kleidung. Was wir tragen, wirkt auf andere. Und auf uns selbst.

Doppelt genäht

Meine Lehre machte ich, weil ich es genau wissen wollte, gleich zweifach: 

Maßschneiderin für Damen. (2014, Modeatelier Karin Kozian).
Maßschneiderin für Herren. (2016, Maßschneiderei Bernd Vögler). 

Wenn schon, denn schon ;-)

Es folgten erste Plätze bei mehreren Leistungswettbewerben auf Landes-, Bundes- und Innungsebene, eine erfahrungsreiche Zeit als Gesellin bei MADE BY (Roland Thießen und Gela Hildebrandt) und als „fliegende Gesellin“ in verschiedenen Ateliers für Maßbekleidung im Rhein-Main-Gebiet. Begabten­förderung. Meisterkurs.

Seit Juli 2020 führe ich mein eigenes Atelier mitten in Frankfurt am Main - für alle, denen Kleidung etwas bedeutet.


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RENATE CORNIES

Maßschneidermeisterin